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Wo bleibt eigentlich der neue Lehrplan? (von Holger Dienst) Für diejenigen unter uns Skibetreuern, die sich gelegentlich - neben dem eingehenden Studium der landestypischen Topographie und Geschichte (Erstbesteigung der Eiger-Nordwand, etc.) - einmal mit Fragen der Skitechnik auseinandersetzen, um die Skischüler auch abseits von Yucatan und Axels Iglu zu beschäftigen, stellt sich diese Frage durchaus. Wer in den "alten" Lehrplan schaut, wird aufgrund der skitechnischen Entwicklung der letzten 2 - 3 Jahre das Gefühl nicht los, ein etwas antiquiertes Stück in den Händen zu halten. Wer dagegen das neue Carving-Heftchen zu Rate zieht, ist zum Teil etwas dünn beraten. Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, daß diese ganze mißliche Situation allein finanzielle bzw. verbandspolitische Gründe hat: Ein neuer, überarbeiteter Lehrplan scheitert an der kurzen Laufzeit des bisherigen, von dem einfach noch nicht genug verkauft wurde. Was unterrichtet man also mit seiner Skigruppe in diesen Zeiten ? Das Spektrum der möglichen Skischüler ist ungeheuer breit gefächert: Vom konservativen Kurzschwinger mit seinem guten alten P 10 Renntiger bis zum "extreeeeeeem" geimpften Carving-Jünger. Dazwischen liegt eine breite Masse, die ebenfalls bei Laune gehalten werden will. Hinzu kommen immer neue Skimodelle mit unterschiedlichen Taillierungen und Längen, der Markt ist immer noch in Bewegung und scheint sich erst langsam zu stabilisieren. Auf welchem gemeinsamem Nenner können derart heterogene Gruppen überhaupt unterrichtet werden ? Ist Carving jetzt nun neumodischer Mist oder fahren bald alle (O-Ton Carving-LP, S. 45) "stickless" ? Die Wahrheit sollten Skilehrer und -schüler wohl irgendwo dazwischen suchen. Daß man alle Skischüler zum Fun-Carven i. S. v. reinem Taillierungsfahren bringt, ist reine Illusion; dies bleibt einer kleinen Gruppe von sehr guten Skifahrern vorbehalten und macht auch diese nicht allein selig. Vielmehr muß man versuchen, den Skischülern den Nutzen der neuen Skiform anhand einer soliden Grundtechnik zu vermitteln, die Sie befähigt, bei jedem Schnee und in jeder Situation Spaß zu haben. Hierfür bildet der gute alte PGS eine prima Basis. Je nach Gelände, Schnee, Ausrüstung und Fahrkönnen läßt man eben entweder mit reinem Kippen, schnellem Umkanten und Taillierungsunterstützung oder mit mehr Vertikalbewegung und Beinedrehen fahren. Wenn die Situation es erlaubt, kann man durchaus eine Abfahrt Fun-Carven ohne Stöcke einlegen. Aber spätestens in der steilen, eisigen Buckelrinne kann man mit seinen auf den Skienden abgerissenen 360-ern herzlich wenig anfangen. Für jeden, der wirklich gut skifahren will, bleibt also eine solide Grundtechnik und insbesondere eine gute Position auf dem Ski unverzichtbar - (Fun-)Carven ist nur eine weitere, darauf aufbauende spezielle Zielsetzung. So gesehen, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, daß der neue Lehrplan erst in ein paar Jahren erscheint, wenn sich die ganze Aufregung gelegt hat. Wer mehr wissen will zum aktuellsten Stand der skitechnischen Entwicklung, für den führt sowieso kein Weg vorbei am Besuch einer Fortbildung bei unserem neuen Skischulleiter Andi Holzmann - als Mitglied im Bundeslehrteam DSLV ist keiner "näher dran" als er ! zurück |